Mrauk U und die Chin Dörfer

Mrauk U, die Hauptstadt Arakans, war eine wohlhabene, kosmopolitische Stadt. Ihre vielen Pagoden, die anders als in Bagan vom heutigen Dorf umgeben sind, geben einen Eindruck von damaliger Größe und Pracht.

Die Blütezeit Arakans, so hieß früher der heutige Rakhine State, lag zwischen 1530 – 1700. Das Geschäftsmodell Arakans, Piraterie und Sklavenhandel, war dann nicht mehr tragfähig und der letzte König Arakans lebte in einer Bambushütte.
Wer Bagan kennt, wird vom heutigen Mrauk U vielleicht etwas enttäuscht sein. Die Tempel sind im Vergleich zu Bagan ja beinahe Neubauten, aber oft deutlich schlechter erhalten. Malereien oder Reliefs sind kaum mehr zu finden, das Museum ist winzig und wenig überzeugend. Der Ort wirkt sehr vermüllt und ist enorm staubig. Zum Sonnenaufgang allerdings legt sich gnädiger Bodennebel über alles unschöne und die Pagoden krönen die Hügel.
reise-ansichten Mrauk U Pagoden
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Die weitere Attraktion in Mrauk U ist ein Ausflug zu den Chin Dörfern entlang des Flusses Lemro. Die Tour wird meist als Tagestour angeboten. Man fährt mit einem Taxi (möglichst geschlossenes Auto bestellen, Staubpiste) etwa 20 Minuten in ein Dorf, von wo man auf ein kleines Boot umsteigt. Etwa 1,5 Stunden flussaufwärts gelangt man zu den ersten Chin Dörfern, die leider sehr touristisch sind, es ist ein bisschen wie ein Zoobesuch. Die Dörfer unterscheiden sich mit ihren einfachen Pfahlbauten kaum von denen vieler anderer Gegenden Myanmars, die Besucherattraktion sind die älteren Chin Frauen mit ihren Gesichtstattoos. Ein Brauch aus kriegerischen Zeiten, als die eigenen Frauen durch ein Gesichtstattoo, je nach Ethnie verschieden, gegen Verschleppung in andere Dörfer geschützt werden sollten. 1976 verbot dass Militärregime diesen Brauch, so sind die wenigen noch lebenden Frauen mit den auffallenden Gesichtern heute mindestens 50 Jahre alt.
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reise-ansichten.de Chin Frau
Chin Frau
Wir haben mit unserem Guide eine Zweitägige Tour vereinbart, mit einer Übernachtung in einem Dorf.
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Komfortmodus aus.
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Mit diesem Mehr an Zeit konnten wir den Fluss rund fünf Stunden flussaufwärts fahren, eine wunderbare Reise. Der Lemro ist unglaublich sauber. Die Landschaft wird bergiger, je weiter flussaufwärts man gelangt. Die Menschen hier leben vom Bambushandel, ganze Flösse werden aus den Rohren zusammengebunden und flussabwärts gebracht. Die Ufer sind von temporären Feldern bedeckt, die in der Regenzeit wieder überschwemmt werden. Immer wieder liegen rechts und links kleine Chindörfer. Die Menschen sind hier unerwartet zurückhaltend bis unfreundlich, unser Mingalaba bliebt meist unbeantwortet – das ist uns in Myanmar noch nirgendwo passiert. An zu vielen Touristen kann es nicht liegen, wir haben in den letzten Stunden überhaupt keine Touristen mehr getroffen. Gegen 16 Uhr legen wir an und gehen in ein weiter oben gelegenen Dorf, wo wir bei einer Familie in einem recht großen Pfahlbau übernachten werden.
Unsere abendliche Katzenwäsche findet am Fluss statt und das Klohäuschen am Ortsrand zeigte man uns. Derweil kocht unser Guide ein opulentes Abendessen in der Küche des Pfahlbaus für die ganze Familie. An die asiatische Sitte, dass zuerst die Gäste und dann alle andern gemeinsam essen, werden wir uns wohl nie gewöhnen.
Die recht kühle Nacht mit rund 9°C verbrachten wir mit einem wunderbaren Blick in den Sternenhimmel. Wir hatten Schlafsack, Matte und Moskitonetz dabei, vorgefunden hätten wir nur eine Bastmatte und eine Decke. Zum Sonnenaufgang trafen sich alle zum Aufwärmen um ein kleines Feuer vor dem Haus. Die Hundefamilie lag dicht vor den Flammen, auch für sie war die Nacht unangenehm kalt.
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reise-ansichten Chin Dorf
Am wärmenden Feuer im Chin Dorf
Auf der Rückfahrt über den Lemro waren wir zu der frühen Stunde anfangs alleine auf dem Fluss und haben die märchenhafte Stimmung genossen.
Komfortmodus an.
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Reiseblog Tips zu Mrauk U
  • Die geschützte Lage von Mrauk U war früher ein echter Sicherheitsvorteil vor Überfällen. Die Stadt war nur über den Fluss erreichbar und das Hinterland ist ein bis heute fast undurchdringlicher Gebirgszug. Für den Reisenden heute bedeutet es schwierige Erreichbarkeit. Am bequemsten ist der Flug nach Sittwe (nur wenige, teils schlechte Hotels) und eine anschließende fünf stündige Schifffahrt oder drei stündige Busfahrt. Die Schifffahrt lohnt sehr, startet um 7 Uhr morgens und kostet 10 USD, Tickets können direkt am Pier vor der Abfahrt gekauft werden.
  • Wer mit dem Bus von Mrauk U nach Mandalay oder Yangon fahren möchte, braucht Sitzfleisch. Abfahrt für beide Ziele in Mrauk U ist gegen 9 Uhr morgens. Die Fahrt führt über Pyay, wo man auch umsteigen kann, wenn man z.B. nach Ngwe Saung möchte. Ansonsten Ankunft in Rangun gegen 3 Uhr morgens am nächsten Tag. Der Bus ist komfortabel, aber als fahrender Kühlschrank unterwegs – Jacke und Mütze nicht vergessen!
  • Egal wohin der Bus von Mrauk U fährt, man muss über das Gebirge fahren, das parallel zur Küste verläuft. Diese Gebirgsstrecke ist heftig – eine etwa 6-stündige Serpentinenfahrt. Es wurden zwar ordentlich Tüten und Reisetabletten verteilt, aber einige Mitreisende litten enorm. Wir hatten unsere Scopoderm Pflaster dabei (verschreibungspflichtig!), damit hätten wir wahlweise mit dem Busfahrer tanzen oder Bücher in der Achterbahn lesen können – es wird einem nicht schlecht! Siehe auch unter Packliste.
  • Ein Geldautomat ist inzwischen in Mrauk U vorhanden (01/2017) gegenüber dem Shwe Thazin Hotel.
  • Die Tour zu den Chin Dörfern kostet als Tagestour 85 USD, die Zweitägige Tour 120 USD (01/17). Die Tagestour beinhaltet bis zu 4 Personen, es lohnt sich also Mitreisende zu suchen. Angeboten werden die Touren über Hotels oder freie Guides.

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