Vulkane, Krater, Batak – Lake Toba

Von Medan, der Hauptstadt Sumatras, führt die Straße erst durch hektische Vororte und dann bald beruhigter, landschaftlich sehenswerter und Kurven reicher durch das Bergland von Berastagi.

Unser Busfahrer hält für seine Mittagspause an einem Rumah Makan, eines der typischen Buffet Restaurants in Indonesien. In einer blitzblank geputzten Vitrine sind verschiedenste Speisen in Schalen, kleinen Schüsseln und auf Tellern ausgestellt. Da wir von unserem Busfahrer angekündigt werden, dürfen wir wegen der fehlenden Sprachkenntnisse hinter das Buffet gehen und uns direkt aus der Vitrine etwas aussuchen, für „not spicy“ bleiben uns wenige Möglichkeiten. Die Gerichte sind einfach und gut, unser Favorit werden kleine frittierte Bällchen aus Kartoffeln, man isst Reis dazu und trinkt gesüßten Tee.

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reise-ansichten Vitrine

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Da in Indonesien nicht nur die Vulkane rauchen, verbringen wir mit unserem Fahrer noch drei Zigarettenlängen nach dem Essen und erfahren einiges über die Batak, ein Volk das vor etwa 3000 Jahren aus Südchina zum Lake Toba kam, hier siedelte, Reis, Kaffee und Gemüse anbaute. Die Batak sind Christen, seit im 19. Jahrhundert ein deutscher Missionar den Glauben mitbrachte. Noch heute wird er als Apostel der Batak verehrt. Zwischen Protestanten und Katholiken wird kaum unterschieden.

Die Batak konnten lange unentdeckt leben da ihnen ein kriegerisches, Menschen fressendes Verhalten nachgesagt wurde. Erst 1824 besuchten zwei Europäer das Gebiet der Batak und entdeckten eine hochentwickelte Schrift und Buchkultur. Berastagi liegt auf 1300 m Höhe an zwei bedeutenden Vulkanen, dem Gunung Sabayak und dem Gunung Sinabung, beide über 2000 m hoch. An wolkenlosen Tagen kann man Rauch aus dem noch aktiven Sinabung aufsteigen sehen. Im Jahr 2013 und 2014 hat er tausende Menschen zur Flucht gezwungen. Die Gegend lädt zum Trekken und Entdecken der Kraterlandschaft des Gunung Sabayak ein. Zwei Stunden später halten wir an einem Warung, einem kleinen Imbiss am Berghang mit Blick auf den Lake Toba. Der größte See Südostasiens und der größte Kratersee der Erde liegt glitzernd und friedlich im warmen Nachmittagssonnenlicht.

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reise-ansichten Lake Toba

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Die Insel Pulau Samosir im Lake Toba ähnelt nur in der Größe Berlin. Da wir die Nachmittagsfähre in Parapat, die uns zur Insel bringt, nicht mehr erreichen würden, trinken wir noch einen gesüßten Tee, hören unserem rauchenden Busfahrer zu und können den Blick vom Übermaß an Größe, Tiefe, Fläche der berauschenden Landschaft nicht lösen. Das Erreichen der Abendfähre lässt uns schließlich aufbrechen. In Parapat angekommen, verabschieden wir uns und tauchen in das fröhliche, abendliche Treiben am Hafen ein. Noch wird die Fähre nach Tuktuk, einem kleinen Ort auf der Insel Samosir, als Sprungturm im Hafenbecken von den Einheimischen genutzt. Erst als der Motor die Abfahrt ankündigt, füllt sich die Fähre mit Reisenden. Der Weihnachtsbaum auf der Fähre erinnert uns an die nahenden Feiertage und an den christlichen Glauben der Batak. Auch das Bellen der Hunde weißt darauf hin, Indonesier muslimischen Glaubens sehen in Hunden etwas Teuflisches und so treffen wir erst hier wieder auf sie.

Nach Sonnenuntergang erreichen wir Tuktuk. Die Ankunft ist so besonders wie die Landschaft. Jedes Guesthouse hat seinen eigenen Steg und man betritt seine Unterkunft über den Garten am Seeufer. Am nächsten Tag zeigt sich das Leben der Batak mit allem, was für uns sichtbar dazu gehört. Am auffälligsten sind die traditionellen Häuser, Rumah Adat, mit ihrer besonderen, geschwungenen Dachform. Da der Wasserbüffel verehrt wird, sind an einigen Dächern stilisierte Büffelhörner zu erkennen. Die Giebel sind farbig verziert und sollen mit ihren Zeichnungen böse Geister und Krankheiten abhalten. Das Haus selbst soll mit seinen drei Ebenen den Kosmos darstellen. Die untere Ebene, das Haus steht auf Pfählen bis zu zwei Meter über dem Boden, gehört den Tieren. Darüber befindet sich der Wohnbereich, der über eine steile Treppe erreichbar ist, mit ein oder zwei Kochstellen und Schlafplätzen. Unter dem Dach wird den Ahnen geopfert und die Vorräte werden aufbewahrt. Viele der alten Holzhäuser werden nur noch zum Lagern von Habseligkeiten genutzt aber die Freundlichkeit der Batak macht es möglich, einen Blick hinein zu werfen. Gerade ist die Zeit der Kakao Ernte und vor den Häusern liegen Kakao Bohnen zum Trocknen aus. In kleinen Gärten und auf den Feldern am Fuße der Berge werden Gemüse, Reis und Früchte geerntet.

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reise-ansichten Batak Haus

 

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In Tomok sind alte Königsgräber und in Siallagan besonders alte Batak Häuser, Richt- und Versammlungsplätze mit Tischen und Stühlen aus Stein gehauen und alte Kultstätten zu sehen. Die Batak lebten in Dorfgemeinschaften aus bis zu 10 Großfamilien, Unstimmigkeiten werden vom Dorfvorsteher in Versammlungen mit allen Dorfbewohnern besprochen.

Das Leben in Tuktuk und überhaupt auf Pulau Samosir ist von der sehr entspannten, freundlichen Art der Batak bestimmt. Musik ist hier lebensnotwendig, am Abend trifft man einige junge Batak, die Gitarre spielen und singen. Nichts gibt Anlass zur Aufregung. Mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß kann man die Insel gut entdecken. Kleine Restaurants mit Blick auf den See und guter Küche runden das Wohlgefühl ab. Wir haben „Jennys Restaurant“ in Tuktuk für uns entdeckt. Essen und Musik sind einfach gut gewählt und wer Lust hat, seine Kenntnisse im Zuordnen von Banknoten und den passenden Ländern zu erweitern, dem seien die ersten beiden Tische mit den vielen Banknoten aus aller Welt empfohlen.

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