Dharamsala – little Lhasa

Dharamsala ist die Exilheimat des Dalai Lama und vieler Tibeter, ist „Little Lhasa“ und ist ein Sehnsuchtsort.

Dharamsala teilt sich in zwei Orte, in Upper Dharamsala das auf 1800 m Höhe vor den Bergspitzen des Himalaya liegt und eigentlich McLeod Ganj heißt und Lower Dharamsala, das sich in der Ebene ausbreitet, als laute, hektische, indische Großstadt. Kurvenreich führt die Straße hinauf nach McLeod Ganj. Der tibetische Einfluss lässt sich schon von weitem erkennen, zwischen den Bäumen und auf den Dächern der Häuser flattern Gebetsfahnen, sie werden auch Windpferde genannt und tragen die Gebete direkt in den Himmel.

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reise-ansichten Dharamsala Kora
Tibetisches Paar während der Kora

Kommt man auf dem Main Chowk (Hauptplatz) an, trifft man gleich auf Tibeter, die einem preisgünstige Zimmer vermitteln wollen. Man sollte sich unbedingt zum „Snow Lion“ Restaurant & Guesthouse führen lassen, es liegt gegenüber einem tibetischen Tempel, an dem unaufhörlich die Gebetsmühlen gedreht werden und lässt einen mitten ins tibetische Leben eintauchen. Im Guesthouse wohnen tibetische Mönche und Reisende aus allen Himmelsrichtungen Tür an Tür. Der Blick von den rückwärtigen Balkonen auf den Himalaya ist berauschend. Im Restaurant ißt man tibetisch, die Momos und das tibetische Brot in verschiedensten Variationen sind ein Genuß. Die Gäste sind so bunt gemischt wie die Gebetsfahnen, die Gespräche an den Tischen oft so spannend, das man sich beim ungehemmten Lauschen erwischt. Viele kommen um den tibetischen Buddhismus zu studieren, Tibetisch zu lernen, Yoga oder Meditation zu praktizieren.

McLeod Ganj hat seinen Namen einem ehemaligen englischen Vize Gouverneur des Punjab zu verdanken. Der Ort wurde um 1850 als britische Garnison gegründet, verlor nach einem Erdbeben 1906 an Bedeutung, bis der Dalai Lama 1960 hier Asyl fand. Mit ihm kamen viele Tibeter über den Himalaya hierher. Einige Lebensgeschichten und Lebensbetrachtungen werden sehr eindrücklich auf der Webseite des Norbulingka Instituts unter „Humans Norbulingka“ erzählt. Das wunderbare Norbulingka Institut schützt, fördert und lehrt seit einigen Jahren traditionelle tibetische Handwerkskunst. In den einzelnen Werkstätten kann man den Künstlern über die Schulter schauen und selbst in Kursen das Handwerk erlernen.

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reise-ansichten Himalaya Maultiere.

McLeod Ganj ist aber auch ein sehr guter Ausgangspunkt für Wanderungen in den Himalaya, hier wandert man durch großartige Natur, wird auf Wegen von tief rot blühenden Rhododendron Bäumen auf Berggrade begleitet, die den uneingeschränkten Blick auf die ersten 4000er zulassen. In regelmäßigen Abständen gibt es kleine Dhabas (Imbisshütten), die die Wanderer mit Tee, Wasser und kleinen Speisen versorgen. Die Dhabas wiederum werden mit Nachschub von trittsicheren Maultieren versorgt, die unglaublich wendig und schnell ihre Höhenmeter zurücklegen und nach ihrer Ankunft die grüne Wiese des Berggrads genussvoll abgrasen. Ein guter Anfang für eine Bergtour in den Himalaya ist der Weg nach Triund vom nahe gelegenen Dharamkot aus. Nach ca. 3-4 Stunden hat man 700 Höhenmeter zurückgelegt und wird mit dem atemberaubenden Blick vom Berggrad belohnt. In einer Hütte oder in Zelten kann man mit der nötigen Ausrüstung übernachten. Auch hier wird man von einem Dhaba versorgt.

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reise-ansichten Tibetische Mönche im Disput
Tibetische Mönche im Disput

Bleibt man in „Little Lhasa“ kann man jeden Tag gegen 11.00 Uhr am Tsuglakhang Tempel Mönche beim ausdrucksstarken Diskutieren beobachten, um die Bedeutung ihrer Worte zu unterstreichen, wird immer wieder in die Hände geklatscht.
Um den Tsuglakhang Tempel gibt es einen Rundweg für die Kora. Tibeter und alle anderen Buddhisten umrunden mit einer Gebetskette, mit 108 Holzkugeln in der Hand, im Uhrzeigersinn einen Tempel und lassen für jedes gesprochene Mantra (heiliges Wort oder heiliger Vers) eine Holzkugel durch die Hand laufen. Dieses Ritual nennt man Kora. Die Umrundung des Tempels ist wunderbar beruhigend, meditativ, man wird immer langsamer, der Kopf wird frei, das Innere ruhig. Alle Pilger wünschen sich warmen Herzens „Tashi Delek“ – Glück und Segen! und auf dem letzten Stück des Weges, hat man freien Blick auf den Himalaya, der mit seinen Schneebedeckten Gipfeln den Ort umrundet. Den Weg benutzen auch heilige Kühe und Affen und wie immer an buddhistischen Tempeln, sind alle völlig furchtlos unterwegs. Am Tempel kann man Gebetsmühlen bewegen, außen sind sie mit Mantras bemalt oder bedruckt und jede Bewegung löst ein Mantra aus, das Glück bringen soll.

Kann man den Dalai Lama nicht in einer seiner öffentlichen Audienzen erleben, liest man aufschlussreich über ihn in der tibetischen Zeitung, die es in Dharamsala gibt. Liebevoll wird von seiner Rückkehr nach einer längeren Reise durch die USA und die Schweiz mit vielen Audienzen berichtet. Als erstes wird erwähnt, dass Seine Heiligkeit zum Glück mit guter Gesundheit zurückgekehrt ist.

Das Leid durch die chinesische Besetzung Tibets ist am Tsuglakhang Tempel dokumentiert. Zum einen bestürzt ein großes Plakat mit Fotos der vielen Tibeter, die sich mit Selbstverbrennung dem chinesischen Reglement zur Wehr setzten. Kaum einer von ihnen war älter als 25 und zum anderen erzählt eine Fotoausstellung im Tibet Museum mit Fotos, Texten und Interviews über die leidvolle Geschichte der Tibeter seit der chinesischen Machtübernahme. Man spürt die Trauer, die Ohnmacht und manchmal auch die Wut der Tibeter gegen das bewußte Eingreifen der chinesischen Regierung in das tibetische Leben und das stückweise Zerstören ihrer Kultur. Wir möchten mit Windpferden endlos Wünsche für das Wohl der Tibeter und Seiner Heiligkeit in den Himmel schicken und hoffen, das der Dalai Lama noch sehr lange seinen friedlichen Widerstand und sein Weltbild der säkularen Ethik verbreiten kann.
Sich von Dharamsala zu verabschieden fällt schwer, zu besonders war das Leben innerhalb „Little Lhasas“ und seiner buddhistischen Lebensart, vor der rauen Landschaft des Himalaya. Tashi Delek! – Glück und Segen auf all deinen Wegen! –  bleibt noch lange im Herzen für den eigenen Reiseweg.

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